Mensch und Tier – Verein der Tiergestützten Therapie: Alles ist anders

Heute möchte ich euch einen Einblick in eine schöne Situation geben, die ich vor kurzem erlebt habe. Durch die jetzige Situation sind mein Frauchen und ich ziemlich eingeschränkt in unserer Tätigkeit als Therapie-Hundeteam. Viele Einrichtungen lassen uns aus verständlichen Gründen gerade nicht arbeiten. Ich hatte aber das Glück, dass mein Frauchen im ersten und zweiten Lockdown in einer Wohnstätte ausgeholfen hat, in der ich auch tätig bin. So durfte ich zwar auch hin und wieder arbeiten, musste dann aber auch des Öfteren lange arbeiten.


Von Sabine Prüter mit Hund Emma

Ich kann euch sagen, einfach war es nicht. Klar, sie waren alle freundlich wie immer, aber sie trugen eigenartige Dinge im Gesicht. Ich konnte nur Augen sehen. Somit musste ich noch mehr auf Mimik, Gestik und Körpersprache achten. Ich war anfangs verunsichert, doch das legte sich. In der Wohngruppe, in der mein Frauchen arbeitete, ist nur eine Klientin, die ich kannte, alle anderen waren mir fremd. Ein Klient war sehr besonders, denn er ist blind, und er kann manchmal sehr laut werden. Wenn es ihm nicht gut ging, oder er etwas benötigte, suchte er immer den Körperkontakt, auch zu meinem Frauchen. Das zu sehen, war nicht so leicht für mich.

An meinem ersten Tag im Dienst lag ich entspannt auf meiner Decke auf der Couch, ließ mich kraulen und bürsten. Ich weiß nicht warum, aber dieser Klient griff in Richtung Couch und packte mich am Hinterbein. Er zog mich über Couch – und Sessellehne zu sich. Ich war sehr erschrocken. Aber ich reagierte so, wie ein guter Therapiehund reagieren sollte, nämlich gar nicht. Kein knurren oder jammern. Natürlich war mein Frauchen sofort zur Stelle und klärte die Situation. Sie schickte mich auf meine Decke. Der Bewohner machte seinem Unmut sehr lautstark und heftig Luft. Das war für mich so schwer auszuhalten, aber ich schaffte es. Dann kam mein Frauchen zu mir und erklärte mir, was für ein toller Hund ich bin und wie toll ich reagiert habe. Nach diesem Dienst war ich völlig fertig.

Nichts desto trotz wartete ich am nächsten Tag schon am Auto als mein Frauchen sich zum Spätdienst fertig machte. Ich wollte wieder mit. Mein Frauchen verneinte und meinte, ich bräuchte einen Tag frei. Am nächsten Tag wartete ich wieder am Auto, juhu, ich durfte wieder mit! In der Wohngruppe angekommen, war nur der Klient, mit dem ich diese komische Situation gehabt habe. Er lag im Gruppenraum in seinem Kuschelsack. Mein Frauchen leinte mich ab, und ich ging zielstrebig zu dem jungen Mann und legte mich zu ihm. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust, und er streichelte mich vorsichtig – alles gut – mein Frauchen und ihre Kollegin waren sprachlos und positiv gerührt, und natürlich fanden sie mich ganz toll.

Und euch Menschen sei gesagt, auch wenn die Zeiten schwierig sind, es sind die kleinen Dinge, die netten Gesten, die Freude bereiten und nicht verboten sind.